Vortragekreuz
Das neue Vortragekreuz
Unser neues Vortragekreuz ist ein Werk des Bildhauers Max Faller. Die Ausführung erinnert an ein Triumphkreuz oder Prozessionskreuz, wie es im vierten Jahrhundert bis in die Zeit der Romanik für den gottesdienstlichen Gebrauch verwendet wurde.
Auf einer Seite ist das Kreuz mit vierzehn kunstvoll geschliffenen Edelsteinen in quadratischen oder rechteckigen Silberfassungen wie ein Gemmenkreuz geschmückt. Auf der anderen Seite befindet sich eine Darstellung Christi mit am Kreuz ausgebreiteten Armen, reliefartig in Silber gearbeitet, umgeben von Pflanzen-, Ranken- und Blütenmotiven, die das Kreuz als Baum des Lebens und als Heilszeichen der Christen ausweisen.
Für die heidnische Antike war das Kreuz ein Folterinstrument für die schändlichste Art der Todesstrafe. Für die Christen ist es durch Christi Auferstehung zum Zeichen des Sieges und des Lebens geworden.
Darum soll nach den allgemeinen Richtlinien für die Feier der Eucharistie beim festlichen Einzug in die Kirche ein solches Kreuz vorangetragen und im Altarbereich aufgerichtet werden, um der versammelten Gemeinde die Gegenwart des Herrn zu verkünden die er allen zugesagt hat, die in seinem Namen zusammenkommen. Wir verwenden das neue Kreuz beim Gottesdienst an den Sonntagen und Festtagen.
Das alte Vortragekreuz
In unserer Kirche steht seit 30 Jahren ein Vortragekreuz. Es wird beim feierlichen Einzug zum Gottesdienst vorangetragen, im Altarraum aufgestellt und erinnert an die Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Herrn inmitten seiner Gemeinde. Da es sehr schwer zu tragen ist, wurde für den Gebrauch bei der Eucharistie 1995 ein leichteres angefertigt.
Nicht allen Kirchenbesuchern gefällt das alte Kreuz, das während der Woche im Altarraum steht. Es entspricht nicht den gängigen Vorstellungen von einem schönen Kreuz. Der Künstler, Hubert Elsässer, hatte auch gar nicht die Absicht, eine den Augen wohlgefällige Gestalt zu bilden. Was wollte er zum Ausdruck bringen? So muss man wohl fragen. Er hat den Leib des Gekreuzigten geschunden und zerbrochen dargestellt. Erinnern wir uns, was in der ersten Lesung des Karfreitagsgottesdienstes aus dem Buch Jesaja vom „leidenden Gottesknecht“ gesagt wird:
Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus ... seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen ... er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm ...
(Jes. 52,13 - 14 und 53,2c).
Es wird aber auch darauf hingewiesen, warum das so ist:
Wegen unserer Sünden wurde er zermalmt
(Jes. 53,5b).
Der zerbrochene Körper des Gekreuzigten ist aus dem gleichen Material gebildet wie das Kreuz, aus Bronze. Er ist eng verbunden mit der Kreuzesplatte, ja, er wächst geradezu heraus aus dem Stoff des Kreuzes, aus dem Metall. Der Gekreuzigte, den wir Christen als den ewigen Sohn des ewigen Vaters bekennen, ist durch die Menschwerdung eins geworden mit der Schöpfung. Die Schöpfung ist mit ihm gekreuzigt. Diese Verknüpfung unseres Schicksals mit seinem Schicksal ist die Rettung für uns. Am Kreuz geschieht für uns alle der Durchbruch durch den Tod. Das hat der Künstler darzustellen versucht durch die Öffnung mitten im Kreuz, in der ein Stein sichtbar wird, auf der Rückseite des Kreuzes durch vier Bronzekrallen gehalten. Der Stein erinnert an das Wort des Petrus vor dem Hohen Rat, das von der Kirche auf Jesus Christus bezogen wird:
Er ist der Stein, der von den Bauleuten verworfen wurde, aber zum Eckstein geworden ist
(Apostelgeschichte 4,11)
In diesen Stein, der die Rückseite des Kreuzes auf zurückhaltende Weise schmückt, ein grüner afrikanischer Zoisit, ist ein Rubin eingesprengt, also ein Edelstein – als Hinweis auf die Kostbarkeit des Kreuzes Christi und auf die Herrlichkeit dessen, der am Kreuz durch den Tod hindurch in das neue Leben eintrat und der alles, was Gott ihm schenkte, uns, und mit uns die ganze Schöpfung, mitreißt in das Leben Gottes.
Das Vortragekreuz ist ein Geschenk der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Feldmoching.