Die Fahne der Katholischen Frauengemeinschaft

Wenn an Kirchenfesten und zu anderen öffentlichen Gelegenheiten die Fahnenabordnungen der hiesigen Vereine ausrücken, dann befindet sich unter den zahlreichen Fahnen und Standarten auch eine, die immer von einer netten Frau getragen und von zwei weiteren, alle im Dirndl, begleitet wird. Welchen der zahlreichen Ortsvereine repräsentiert diese Fahne, fragt sich so mancher Ortsfremde oder Zugereiste? Denn erkennen kann man auf dem Fahnenblatt wenig, es ist ja beim Tragen immer, wie bei den anderen Fahnen auch, gefaltet.
Es handelt sich um die etwa 50 Jahre alte Fahne der katholischen Frauengemeinschaft St. Peter und Paul Feldmoching, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen. Damit verbinden wir einen Blick in das historische und neuere Umfeld der Gemeinschaft.

Um 1960 stiftete Anna Kratzer eine Frauenfahne

Nur wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in den 1950er-Jahren die katholische Frauengemeinschaft St. Peter und Paul Feldmoching neu gegründet. Wie sich Mitglieder erinnern, schaffte sich die neue Gemeinschaft um 1960 eine Fahne an. Gestiftet hat sie das damalige Mitglied Anna Kratzer, wohnhaft an der Karlsfelder Str. (Hausname Bachinger).

 

Leider liegen uns keine näheren Überlieferungen zum Fahnenkauf vor. So ist nicht bekannt, wer oder welche Werkstätte die Fahne gefertigt hat. Geweiht hat die neue Frauenfahne gewiss der damalige Pfarrer von Feldmoching, der Geistliche Rat Jakob Sturm, der von 1933 bis 1966 in Feldmoching Pfarrer war. Anna Kratzer stiftete der Frauengemeinschaft auch ein Trauerband zum Tod von Pfarrer Sturm am 23. November 1966, das auf der Rückseite die Beschriftung trägt: „Unseren lieben toten Mitgliedern R.I.P.“ Im Jahr 2009 wurden eine neue Fahnenspitze mit der Darstellung der Gottesmutter als Patrona Bavariae angeschafft sowie ein neuer Trauerflor in Form einer schwarzer Schleife.

Verwahrt wird die Fahne seit Ende der 1990er-Jahre in einem Fahnenschrank des Pfarrheims. Dort ist auch die „Männerfahne“ des katholischen Männervereins Feldmoching untergebracht. Davor stand sie jahrzehntelang in einer Ecke der Kirche, was ihr gewiss nicht sonderlich bekam. Die „Frauenfahne“ von St. Peter und Paul wird vorwiegend bei kirchlichen Veranstaltungen eingesetzt, aber auch bei Jubiläen der Ortsvereine. Und selbstverständlich begleitet die Fahne verstorbene Mitglieder der Frauengemeinschaft bei deren Beerdigung.

Die Fahne der Frauengemeinschaft

Die Fahne ist schlicht, aber würdevoll gestaltet. Auf einer Seite ist auf einem blaubrokat umrandeten hellen Feld die Gottesmutter mit dem Jesuskind in Gestalt der Patrona Bavariae dargestellt. Das Gewand der Maria ist optisch goldgefärbt, worüber sie einen hellblauen und innen rot gefütterten Umhang trägt. Der Körper des Jesuskindes ist teilweise mit einem hellen Tuch geschürzt. Die zweite Seite des Fahnenblattes ist ebenfalls blaubrokat gemustert. Auf dem unteren Drittel der Fläche ist goldfarben der Schriftzug „Frauengemeinschaft St. Peter und Paul“ aufgestickt. Auch die Stifterin Anna Kratzer ist auf dem Fahnenblatt namentlich verewigt. Das Fahnenblatt ist rundum in einem goldfarbenen Band gefasst. Der Fahnenstock dürfte noch von der ersten Frauenbund-Fahne stammen. Er trägt noch den Nagel der alten Fahnenstickerei aus den 1920er-Jahren.

 

Reinhard Krohn/Lokalanzeiger, Ausgabe 18 vom 20.09.2013