Die Geschichte der Katholischen Frauengemeinschaft
Es ist bedauerlich, dass gerade aus den Jahren der Nachkriegszeit von der neu gegründeten Frauengemeinschaft mit heute immerhin rund 230 Mitgliedern, die Inhalte und Umfeld der Kirchengemeinde mit zahlreichen Aktivitäten wohltuend prägt, so wenige Details bekannt sind beziehungsweise im Verborgenen liegen. Die Frauengemeinschaft St. Peter und Paul Feldmoching ist nicht dem Landesverband angeschlossen, sondern als eine Gemeinschaft mit eigener Satzung vom 22. September 1997 Teil der Kirchengemeinde.
Elisabeth Schober ist erste Vorsitzende seit der Wiederbegründung der katholischen Frauengemeinschaft 1997 unter dem damaligen Pfarrer Ulrich Babinsky. Deren jetzige Stellvertreterin ist Annemarie Obersojer. Präses ist immer der jeweils amtierende Pfarrer von St. Peter und Paul.
Unter Nr. 1 besagter Satzung von 1997 stehen als Ziele der Vereinigung kurz und schlicht: die Stärkung der Frauen im Glauben, die Verantwortung in Welt und Kirche, Förderung des Lebens in der Pfarrgemeinde, Pflege des Zusammenhalts unter den Mitgliedern und Gedenken der verstorbenen Mitglieder. Dahinter verbergen sich viele ehrenamtliche Aktivitäten, etwa die Mithilfe bei der Ausschmückung der Kirche, das Binden der Erntekrone, die Einsätze bei Kirchenfesten in der Gemeinde, Vorträge und...
Hinter dem Hinweis auf die Förderung der Pfarrgemeinde und der Gemeinschaft stehen beispielsweise alljährliche Wallfahrten, regelmäßige Ausflüge und diverse Veranstaltungen im Pfarrheim. Auf die Zeit der Wiederbegründung der katholischen Frauengemeinschaft im Jahr 1997 geht auch der allwöchentliche Mittwochs-Gottesdienst der Frauen zurück. Die Kollekten dieser Gottesdienste werden ausschließlich für den Blumenschmuck in der Kirche St. Peter und Paul und im Pfarrheim verwendet.
Katholischer Frauenbund Feldmoching schon seit 1922
Aus den sorgfältigen Aufzeichnungen in einem alten Protokollbuch geht hervor, dass bereits 1922 ein „Katholischer Frauenbund, Zweigstelle Feldmoching“ gegründet worden war. In dem Protokollbuch steht zu lesen, dass nur ein Jahr nach der Gründung im Juni 1923 eine Fahne bei der Firma Alckens in München in Auftrag gegeben wurde. Ihr gestalterisches Aussehen ist darin leider nicht beschrieben, sodass wir sie nicht beschreiben können. Interessant und bekannt sind aber die Umstände ihrer Beschaffung in der Zeit der Hyperinflation.
Doch zunächst zur Gründung des katholischen Frauenbundes, Zweigverein Feldmoching.
Alles begann mit einer ersten Zusammenkunft von katholischen Frauen aus der Kirchengemeinde mit einem Fräulein Weiß von der Landesvorstandschaft des Katholischen Frauenbunds bei Pfarrer Josef Zintl im Januar 1922 im Feldmochinger Pfarrhaus. Man war sich schnell einig, einen Zweigverein bei St. Peter und Paul zu gründen. Gesagt, getan. Am 26. März 1922 beschlossen 107 Frauen, die ins Gasthaus Braun gekommen waren, mit freudiger Zustimmung von Pfarrer Zintl, den Zweigverein zu gründen. In der Wahl per Akklamation wurden mit großer Zustimmung gewählt: 1. Vorsitzende: Therese Hölzl; 2. Vorsitzende: Alosia Reisinger; Schriftführerin: Katharina Christmann; Schatzmeisterin: Anna Högg. Daneben gab es sechs weitere Beisitzerinnen. Pfarrer Zintl wurde geistlicher Beirat des neuen Zweigvereins. Der Feldmochinger Frauenbund war für alle katholischen Frauen aus Feldmoching, der Lerchenau, Fasanerie-Nord, Harthof und Ludwigsfeld offen Auch einige Frauen aus Karlsfeld gesellten sich im Laufe der Zeit dazu. Mit der größeren Mitgliederzahl wurde später auch der Kreis der Beisitzerinnen erweitert.
Die ehemalige Fahne des Frauenbunds Feldmoching
Die Vorsitzende verhandelte mit der Fahnenfabrik neben der Gestaltung und Qualität zuerst auch über den Preis. Der jedoch blieb in der Inflationszeit nach oben hin offen. Die Anzahlung betrug erst einmal in zwei Stufen insgesamt vier Millionen Mark. Aber das reichte bei weitem nicht aus. Worauf die Vorsitzende Hölzl zu anderen Mitteln der Finanzierung griff. Sie kaufte einen Zentner Korn und eine Sammlung bei den Feldmochinger Bäuerinnen erbrachte schließlich sechs Zentner Korn. Das Korn ließen die Frauen teilweise mahlen und ab sofort zahlten sie mit Mehl. Bares war nicht mehr gefragt. Am Ende kam die heute unvorstellbare Summe von 28 Milliarden Mark in bar sowie die Naturalien zusammen – für eine einzige Fahne! Mit Summen dieser Größenordnung, in Euro oder Dollar gerechnet, könnte man heute fast einen maroden Staat sanieren. Das übrig gebliebene Korn kam in umgewandelten Hilfen übrigens den Kommunionskindern zugute.
Den Mitgliedern wurde die neue Fahne erstmals am 22. Oktober 1923 in der Turnhalle vorgestellt. Aufgrund der Heiligen Mission in Feldmoching in der darauf folgenden Woche wurde die Fahne am 1. November durch Pater Suzerio geweiht. Die Patenstellen übernahmen die Jungfrauenkongregation und die Jugendabteilung. Als Fahnenmutter wird im Protokoll mit dem Titel „Altbürgermeisterin“ die Frau vom Altbürgermeister Josef Angermeier (1895 – 1914) genannt. Amtierender Bürgermeister war zu der Zeit Franz Kötterl (1914 – 1924).
Im April 1924 gründeten Frauen aus der Fasanerie mit 28 Mitgliedern ihre eigene Zweigstelle Fasanerie-Nord im Frauenbund. Heute existiert in der Fasanerie weder ein katholischer Frauenbund noch eine Frauengemeinschaft.
Am 28. November 1928 verstarb die rührige 1. Vorsitzende Therese Hölzl. Zu ihrer Nachfolgerin wurde Clotilde Zeitler gewählt. Therese Hölzl hatte die Mitgliederzahl in nur sechs Jahren auf immerhin 200 gebracht. Und gut ein Jahr später zählte der Frauenbund Feldmoching schon 241 Mitglieder! Seine Herausforderungen waren in den schweren Jahren während und nach der Inflation groß. Neben den Mitgliederbeiträgen wurden ständig Sammlungen von Geld und Naturalien durchgeführt, um Hilfsprogramme für die Kommunionkinder, für bedürftige Alte und Vereinsmitglieder sowie weitere Hilfsaktionen zu bestreiten. Aber auch Veranstaltungen für Kinder und alte Menschen, Hausfrauennachmittage und Vorträge zu Fragen des Lebens sowie Ausflüge, Wallfahrten und Teilnahmen an den Gauveranstaltungen des Frauenbunds im Volmsaal von Maria Eich waren nicht selten.
Der letzte Eintrag in das Protokollbuch erfolgte am 17. November 1935. Dort wird von der Versorgung von 54 Erstkommunionskindern der vierten Klasse mit Kakao und Kuchen berichtet. Dann kommt nichts mehr. Wir wissen heute nichts über die weiteren Jahre, bis die Vereine gleichgeschaltet und derartige Gemeinschaften gar unterbunden wurden. Auch ist nichts über den Verbleib der Feldmochinger Frauenbundfahne bekannt. Das Jungfrauenbanner des Frauenbundes jedoch überstand die Nazizeit und die Kriegsjahre. Auf Fotos von der Prozession anlässlich der Primizfeier für Michael Hölzl am 16. Juli des Heiligen Jahres 1950, der später mit dem Titel Monsignore Pfarrer in Grünwald war, ist ganz klar das von Betti Hölzl (Sommer) getragene und von Maria Heimrath (Christoph) und Resi Betzinger (Faltermeier) begleitete Jungfrauenbanner erkennbar. Auf der Stockspitze ist ein großes Kreuz montiert. Das Banner ist unten dreigeteilt und aus weißem Stoff gefertigt. Auf der Distanz von ¾ der Fläche erstreckt sich ein Oval, worin das Bildnis der Gottesmutter als Patrona Bavariae eingestickt ist. Rundherum ist die freie Fläche reichlich verziert. Zeitzeuginnnen aus der Frauengemeinschaft meinen sich zu erinnern, dass dieses Jungfrauenbanner mindesten bis Anfang der 1960er-Jahre vorhanden war und bei entsprechenden Anlässen mitgeführt wurde.
Es wäre sehr wertvoll, wenn dieser Beitrag mit all seinen Detaillücken Leserinnen und Leser dazu anregte, im eigenen Gedächtnis oder in Unterlagen nachzuforschen beziehungsweise ältere Bekannte zu befragen, ob sich zum Frauenbund und zur Frauengemeinschaft Feldmoching nicht noch weitere Details auffinden lassen. Auch für die Eingabe in das Archiv des Kulturhistorischen Vereins Feldmoching und die dortige Verwahrung wären weitere Details sehr wünschenswert, damit das Wissen über diesen Teil Feldmochinger Lebens künftigen Generationen möglichst lückenlos erhalten bleibt.
Reinhard Krohn/Lokalanzeiger, Ausgabe 18 vom 20.09.2013