Die Fahne des Katholischen Männervereins
Wichtige Daten zur „Männerfahne“ von St. Peter und Paul sind leider nur dem alten Kassenbuch zu entnehmen, das vom Gründungstag des Katholischen Männervereins, dem 10. Januar 1904, einem Sonntag übrigens, an geführt worden war. Ein Protokollbuch, wie es der Katholische Frauenbund seit seiner Gründung im Jahr 1922 geführt hatte, gab es nicht oder ist nicht erhalten geblieben. Dennoch lässt sich aus dem Kassenbuch einiges herauslesen, denn auch damals drehte sich viel um das liebe Geld.
Der Katholische Männerverein von St. Peter und Paul schaffte sich bereits ein Jahr nach seiner Gründung eine eigene Fahne an. Das war 1905. Damit ist die „Männerfahne“ nach den zwei alten Fahnen der Freiwilligen Feuerwehr Feldmoching (diese stammen von 1870 und 1895) eine der ältesten Vereinsfahnen im 24. Stadtbezirk. Der alte Stocknagel aus Messing am Fahnenstock verrät, dass die Fahnenstickerei G. Biendl in München die Männerfahne vor 108 Jahren gefertigt hat. Die kleine, wappenförmig gestaltete Plakette ist gekrönt von einem Rautenmuster, das früher einmal weiß-blau eingefärbt war. Auch die Aufschrift war blau eingefärbt, wie noch an den verbliebenen Farbresten erkennbar ist.
Die „Männerfahne“ ist unter den Fahnen im Bezirk einmalig
Die alte „Männerfahne“ hebt sich in der Art ihrer Fertigung von allen anderen Fahnen im 24. Stadtbezirk ab. Die sie zierenden Motive sind nämlich nicht aufgestickt, sondern auf den Stoff gemalt. Alle wesentlichen Elemente der Fahne sind selbst nach 108 Jahren noch im Originalzustand. Die Motivseite zeigt auf blauem Tuch den heiligen Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm. Der nur in seinem Oberteil dargestellte hl. Joseph und das Jesuskind im Zentrum des Fahnenblattes befinden sich inmitten einer Sonnenscheibe mit einem Strahlenkranz, der allerdings aufgestickt wurde. Das Jesuskind ist mit einem schlichten Hemdchen bekleidet und hält in seiner linken Hand eine blaue, goldverzierte Kugel mit dem Kreuz darauf. Die Kugel symbolisiert die Weltkugel und das Kreuz den die Welt umfassenden christlichen Glauben der Kirche Jesus. Das Bildnis des hl. Josephs zeigt diesen mit bebartetem Gesicht und einem braunen Umhang. In seiner linken Hand hält er einen Lilienzweig mit gelben Blüten. Die Lilie war bereits in den Mythologien antiker Kulturen bedeutungsreich. Im Christentum wurde sie, insbesondere im Zusammenhang mit der Gottesmutter Maria, zum Symbol der Reinheit und von Künstlern immer wieder aufgegriffen.
Den Mittelpunkt der Rückseite des Fahnenblatts bildet ein auf die Spitze gestelltes Quadrat aus grünen Blattmotiven auf weißem Tuch. An jeder Spitze des Quadrats befindet sich ein kleines goldumrahmtes Quadrat mit einem goldfarbenen Kreuz auf braunem Grund. In dem auf Spitz gestellten Quadrat steht geschrieben:
„KATH. MÄNNERVEREIN FELDMOCHING ANNO DOM. MCMV“
Die vier großen und schön bunt ausgemalten Medaillons in den Ecken des Fahnenblatts zeigen links oben den hl. Petrus, rechts oben den hl. Paulus,
unten links eine Engelgestalt mit dem Wort „Religion“ und rechts eine Engelgestalt mit dem Wort „Vaterland“. Der rechte Engel hält zudem einen bayerischen Rautenschild.
Das Fahnenblatt (links) ist mit einem goldfarbenen Fransenband umfasst. An der Spitze des Fahnenstocks befindet sich eine kleine Marienstatue in einem Flammenkranz aus Messing.
Zu erwähnen ist ein zweiter Stocknagel in Form einer Metallplakette (rechts). Diese zeigt das erweiterte Wappen von Feldmoching mit dem Trachtlerpaar und dem gefüllten Korb und den Beschriftungen „Gemeinde Feldmoching“ und „Isar Gaufest 1950“.
Die neue Fahne kostete 560 Mark
Am 12. Juni 1905 verbuchte der damalige Kassier in seinem Kassenbuch die Zahlung von 560 Mark für die neue Fahne. Da zum Zeitpunkt ihrer Bestellung vermutlich nicht genug Geld in der Kasse war, nahm man beim Darlehenskassenverein Feldmoching einen Kredit von 500 Mark auf. Jedoch kamen sehr bald Sonderzahlungen in Form von Spenden seitens der Mitglieder von insgesamt 412 Mark zusammen, so dass das Darlehen bereits vor dem Rechnungseingang, nämlich schon am 1. Juni 1905, wieder voll zurück gezahlt und ausgebucht werden konnte. Im Laufe des Juni sind vielerlei Anschaffungen vor der Fahnenweihe verbucht, so dass es nahe liegt, dass das Fest der Fahnenweihe Anfang Juli, also noch vor dem Beginn der Erntezeit gefeiert wurde. Leider lassen die vorhandenen Aufzeichnungen nicht eindeutig erkennen, ob noch Pfarrer Wolfgang Holzapfel die neue Männerfahne weihte oder bereits sein Nachfolger, Hochwürdigen Franz Xaver Berger. Auch andere Details zur Fahnenweihe sind nicht überliefert. Nur so viel, dass die Festmusik stolze 115 Mark kostete und dass 300 Festzeichen für 15,65 Mark angeschafft und vermutlich an diesem Tag verkauft wurden.
Im Jahr 1926 wurde die Fahne erstmals für 296 Mark repariert – was ihr fehlte, ist nicht bekannt. Auch die Madonna auf dem Fahnenstock wurde in diesem Jahr für drei Mark gerichtet.
Große Fahnenreparatur im Jahr 1994
Auf eine große Reparatur der Fahne und der Madonna mit dem Flammenkranz weisen Rechnungen aus dem Jahr 1994 hin. Die Rechnung von der Regens-Wagner-Stiftung Hohenwart – wo nicht nur der Prozessionshimmel von St. Peter und Paul erneuert wurde, sondern auch die Freiwillige Feuerwehr Feldmoching heuer ihre Fahne grundlegend hat restaurieren lassen (siehe Lokal-Anzeiger 4/2013) – vom 27. September 1994 an den Katholischen Männerverein Feldmoching beschreibt die Arbeiten an der Fahnen wie folgt: „Erneuerung der Fahne: beidseitig neue Fahnenstoffe, Samtbilder übertragen und mit neuen Borten ausgearbeitet, Strahlenkranz der blauen Stoffgrundseite mit neuem Goldstoff aufgestickt, Beschriftung und Lorbeerkranzeinrahmung in ganzheitlicher Neuanfertigung“. Kosten insgesamt: 6.569,80 Mark. Auch nach dieser großen Reparatur der damals 89 Jahre alten Fahne blieb sie in ihren wesentliche Teilen und Elementen immer noch das Original. Die Madonna mit dem Flammenkranz auf der Stockspitze wurde von der Firma Galvanischer Betrieb Genth + Biehler aus München mit 5 my vergoldet, für insgesamt 897 Mark.
Auch die altehrwürdige Fahne des Katholischen Männervereins hatte über Jahrzehnte keinen für ein derartiges Kunstwerk adäquaten Verwahrungsort. Es ist fast ein Wunder, dass sie so über Jahrzehnte in einem guten Zustand erhalten blieb. Wie die Fahne der Frauengemeinschaft fand sie erst Ende der 1990er-Jahre in einem eigens angefertigten Fahnenschrank im Pfarrheim ihre neue Bleibe.
Drei Fahnenbänder schmücken die Männerfahne
Die „Männerfahne“ wird von drei Fahnenbändern begleitet. Das älteste unter ihnen ist das schwarze Totenband (links). Verziert ist es mit leicht stilisierten Ranken aus Blättern und Blüten um einen Stab. Der Überschlag oben ist beschriftet mit: „Unseren lieben Toten zum Gedenken“. Am unteren Ende steht der Satz: „Das Leben wurde ihnen nicht genommen, sondern nur neu gestaltet“. Darunter: „Gest. v. K. Kratzer 1964“ (vom Hof Bachinger an der Karlsfelder Str., er war der Onkel von Max Kratzer).
Die zwei blauen Bänder erinnern an das 100-jährige Gründungsjubiläum des Männervereins, das wegen der damaligen Umbaumaßnahmen in der Kirche St. Peter und Paul erst ein Jahr später am 19. März 2005 feierlich begangen wurde. Ein Band stiftete der Gesamtverein Feldmoching (mitte), das zweite Band ließ der Männerverein zu seinem Jubiläum fertigen (rechts).
Reinhard Krohn/Lokalanzeiger, Ausgabe 22 vom 15.11.2013